Junge Menschen mit Behinderungen bilden eine wachsende Bevölkerungsgruppe, die Nachteile in verschiedenen Lebensbereichen erleben. Eine fragmentierte Gesundheitsversorgung, mangelnde Integration von Gesundheitsversorgungen, sozialer Daseinsfürsorge, Ausbildung und Zugang zur Arbeitswelt, fehlender Barrierefreiheit in der Umgebung sowie stigmatisierende Einstellungen verursachen mangelnde gesellschaftlichen Inklusion und Teilhabe. Die Barrieren können zur Isolation, vermehrter Vulnerabilität und eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten im Vergleich zu nicht behinderten Menschen führen. Mit niedrigeren Bildungsabschlüssen und deutlich geringerer Teilhabe am Arbeitsleben, ist die Armutsquote in dieser Gruppe hoch. Das primäre Ziel der Studie ist es, die determinieren Faktoren für eine erfolgreiche Transition zu untersuchen. Zerebralparese dient als exemplarisches Modell für eine Behinderung. Sie ist eine früh entstandene, nicht kausal behandelbare Störung der Bewegung und Haltung, mit möglicher, variabler Komorbidität durch sensorische, kognitive, kommunikative oder behaviorale Störungen. Wir werden begünstigte Faktoren und Barrieren im Transitionsprozess in verschiedenen Lebensbereichen untersuchen und dabei auf Umweltfaktoren fokussieren, die durch Intervention veränderbar sind.
Ein Vergleich mit der allgemeinen Bevölkerung soll die Bereiche mit den größten Schwierigkeiten aufdecken. Die Transition soll darüber hinaus in der Lebenszeitperspektive in einem longitudinal untersuchten Sample untersucht werden. Der primärere Endpunkt der Studie ist Teilhabe (Partizipation). Dieser Endpunkt soll gemessen werden sowohl als die Quantität der Möglichkeiten von Teilhabe (im Sinne von Aktivitäten) als auch die subjektive Wahrnehmung der Betroffenen. Qualitative Untersuchungen mit betroffenen jungen Menschen werden geplant, um besser zu verstehen, was Teilhabe aus ihrer Perspektive bedeutet. Als zweiter Endpunkt soll die Lebensqualität erfragt werden, ein mehrdimensionales Konzept, das die subjektive Wahrnehmung sowohl positiver als auch negativer Aspekte des Lebens einschließt. Die Bewertung durch das Individuum selber misst die Distanz zwischen den individuellen Erwartungen und tatsächlichen Erfahrungen aus, es kann als Maß für die Adaptation in Bezug auf gegenwärtige Zustände gesehen werden. Prädiktoren für Lebensqualität sind Umweltfaktoren (physische und soziale), persönliche soziale Lebensumstände und Einstellungen, Zugang zur Gesundheitsversorgung, sozialen Diensten und zur Arbeitswelt. Die Ergebnisse des Projektes sollten verallgemeinerbar sein für andere Menschen mit anderen Behinderungen. Über die unmittelbaren Forschungsfragen hinaus beabsichtigen wir mit der Studie Planer/-innen von Gesundheits- und Sozialpolitiken zu informieren, damit belastbare Daten Evidenz bieten für Veränderungen von Versorgungskonzepten und die Planung von besser adaptierten Gesundheits- und Sozialpolitiken in den Nachbarländern Frankreich und Deutschland ermöglichen.